Montag, 30. Juli 2012

Beisammensein


Schön ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz schlägt ruhig.
Kurt Tucholsky

Über vier Jahre musste ich mich in meiner Überredungskunst üben um Anna davon überzeugen zu können ein paar Tage mit mir am Wasser zu verbringen. Das Glänzen in meinen Augen, als sie von sich aus vorschlug das kommende Wochenende fischen zu gehen, konnte sie, denke ich, nicht übersehen. Wusste sie doch genau wie viel Energie und Leidenschaft ich mittlerweile in die Befischung der Rüsselfische aufwendete.
Die Tage des Wartens zogen sich ins unermessliche, konnte ich es kaum erwarten mit meinem Schatz zwei Tage in der Natur zu verbringen. Mittlerweile merkte ich, wie sich Anna´s anfängliche Ablehnung in Vorfreude umwandelte. Die Tatsache, dass wir gemeinsam eine Auszeit vom Alltag nahmen wurde ihr immer bewusster.
Endlich war es so weit und wir saßen im Auto und rasten dem Stadtlärm davon. Mit jedem Kilometer den wir auf der Autobahn zurücklegten, merkte ich wie sich die Entspannung in meinem Körper breitmachte.
Am See angekommen visierte ich sofort einen schönen geräumigen Swim an, musste aber leider feststellen, dass dieser bereits belegt war. Ich machte einen Blick über die Uferböschung und konnte einen Bekannten, den ich voriges Jahr am Po kennenlernte, erkennen. Nach einem netten Gespräch, teilte er uns mit, dass er den Platz sowieso über die nächsten zwei Tage verlassen will und wir ihn gerne übernehmen können.

Viel besser konnte es nicht beginnen, ist es an Sommerwochenenden an diesem See wirklich schwierig einen guten Platz zu ergattern.
Während ich das Camp aufbaute und die Ruten auslegte, machte es sich Anna in der Sonne gemütlich. Zwischendurch wurde das Vogelgezwitscher durch ein leises Lachen unterbrochen, da es Anna amüsierte wie viel „Klumpat“ ich mit ans Wasser schleppte.

Die Ruten waren draußen und wir konnten bei einem schönen Abendessen und einer Flasche Cider etwas plaudern und die Zeit genießen. Das Fischen wurde zur Nebensache,  genoss ich die Zeit mit einem Menschen den ich liebe, ohne durch äußere Einflüsse abgelenkt zu werden.
Zu meiner Verwunderung ließen uns die Blutsauger in Frieden und so konnten wir die Nacht unter freiem Sternenhimmel verbringen. Die hitzegeschwängerte Nacht brachte keinen Fisch, ich denke aber, dass es für meinen Delkim gesünder war Anna nicht zu wecken.

Zeitig in der Früh, nach Sonnenaufgang, wurde es bereits so unerträglich heiß, dass an Fischen nicht zu denken war. Wir verbrachten die Zeit im Wasser oder im Schatten.

Am Nachmittag konnten wir Regenwolken am Himmel ausmachen, die vom Westen direkt auf uns zusteuerten. Schnell wurde das Brolly aufgespannt und alles verstaut. Kaum hatte ich die letzte Tasche unter das Zelt gestellt, hörte ich den ersten Donnerschlag.
Wir verkrochen uns in unserem Unterschlupf und lauschten dem Lied des Regens. Der Wind peitschte die Wellen über den See, Donner machte sich breit und die Blitze taten ihr übriges zu der mystischen Stimmung.
Mit dem Unwetter kamen auch die Fische auf den Futterplatz, nahe dem Ufer. Mit den ersten Regentropfen hatte ich den langersehnten Biss. Leider stieg der Fisch nach kurzem Drill aus. Völlig durchnässt musste ich mir nicht erst die Regenjacke anziehen als kurze Zeit später der Bobbin gegen den Rutenblank geschleudert wurde. Diesmal hing der Fisch und ich konnte ihn problemlos heranpumpen. Anna war mir eine große Hilfe und kescherte den Fisch wie ein Profi. Im Schein der Stirnlampe konnte ich erkennen, dass es zwar wieder kein Riese war, aber dafür ein umso schöneres Exemplar.

Die weiteren Nachtstunden vergingen ohne einen dritten Biss und der Morgen brachte wieder die Sonne zum Vorschein. Wir legten unsere Sachen zum Trocknen in die Wiese und frühstückten bevor wir wieder die Heimreise antraten.
Ein unglaublich schönes Wochenende neigte sich dem Ende zu und ich war mir sicher, dass es wohl nicht Anna´s letzes am Wasser war!
Tight Lines, Johannes

Donnerstag, 19. Juli 2012

Zeit nutzen


Das einzige sichere Mittel, seines Lebens froh und dabei auch noch lebenssatt zu werden, ist Ausfüllen der Zeit durch planmäßig fortschreitende Beschäftigungen, die einen großen beabsichtigten Zweck zur Folge haben. "Je mehr du gedacht, je mehr du getan hast, desto länger hast du (selbst in deiner eigenen Einbildung) gelebt." Ein solcher Beschluß des Lebens geschieht mit Zufriedenheit
Immanuel Kant


Ich öffnete die Türe des Autos und ein heißer, beißend stinkender Luftschwall schoss mir entgegen. Ich setzte mich auf die glühend heißen Autositze und atmete tief durch. Über 40 Stunden hatte ich keinen Schlaf mehr gefunden. Dass ich das Auto mitsamt dem  Angeltackle, vor meinem Büro, mitten in der Sonne stehen ließ, machte die Situation auch nicht erträglicher. Immerhin war es ein vertrauter Geruch den ich wahrnahm. Ich atmete nochmal tief ein und inhalierte den Geruch. Den Geruch der nach Fisch stinkenden Abhakmatte die in meinem Kofferraum ihr Dasein fristen musste. Er lenkte meine Gedanken sofort in Richtung der vorhergehenden Nacht.
Es war eine wunderbare Nacht am Wasser. Angenehme Temperaturen, die Geräuschkulisse der Natur und die, zu meiner Verwunderung, nachlässigen Blutsauger, machten es überaus gemütlich. Nur die Fische wollten nicht ganz mitspielen. Etliche Stunden Fischerei auf die Rüssler steckte bereits in meinen Knochen und das einzige, das ich ernten durfte waren Rückschläge der Extraklasse. Fisch im Totholz verloren, Fisch ausgeschlitzt, Vorfach gerissen und Haken aufgebogen zählten nur zu einem kleinen Auszug meines Horrorkabinetts der Fischverluste. Durchhalten und dranbleiben war die Devise und so saß ich da und stellte mir erneut den Wecker auf 02:00 um es rechtzeitig ins Büro zu schaffen.


Mit der untergehenden Sonne wurde es totenstill an der Schottergrube. Sogar der Wind der üblicherweise so stark bläst, dass sich die Schilfhalme vor mir verneigen als wären sie Dienstboten, standen so gerade wie Zinnsoldaten. Die Wasseroberfläche glich einem Spiegel der mir die Sicht in die verborgene Unterwasserwelt untersagte. Nicht gerade erfolgsversprechende Verhältnisse. Doch ich harrte aus und starrte auf meinen Delkim.


Dem Handy, welches mich wecken sollte, gab ich nicht die Gelegenheit seinen lästigen Weckton von sich zu geben und so wollte ich schon eine Minute vor 2 Uhr meine Sachen zusammenpacken. Die mühsame Hinaufschlepperei meines Tackles, über die Uferböschung, wurde aber unterbrochen als mich der Bissanzeiger zu einem Tänzchen rief. Voller Hoffnung, dass diesmal nichts schiefgehen möge, drillte ich den Fisch entschlossen aber vorsichtig in meine Richtung. Als ich den schönen Schuppenkarpfen in meinem Kescher sehen konnte fiel mir ein Stein vom Herzen.

Die Zeit zu nutzen und so oft es geht ans Wasser zu gehen hat mir dieses schöne Erlebnis beschert. Sicher ist es anstrengend und sicher gibt es Tage an denen ich anfangs lieber nicht am Wasser sein möchte. Doch bin ich immer wieder froh mich durchringen zu können und meine Zeit sinnvoll zu nutzen.
In diesem Sinne; nutzt die Zeit!

Dienstag, 10. Juli 2012

Aller schlechten Dinge sind Drei


>> Wenn ihr euer eigenes Leiden nicht eine Stunde auf euch liegen lassen wollt und immerfort allem möglichen Unglücke von ferne her schon vorbeugt, wenn ihr Leid und Unlust überhaupt als böse, hassenswert, vernichtungswürdig, als Makel am Dasein empfindet: nun dann habt ihr im Herzen die Religion der Behaglichkeit. Ach, wie wenig wisst ihr vom Glücke des Menschen, ihr Behaglichen… -denn das Glück und das Unglück sind zwei Geschwister und Zwillinge, die miteinander groß wachsen oder, wie bei euch, mit einander – klein bleiben! <<
Friedrich Nietzsche

Der Delkim machte drei Piepser und die Rute knallte vom Bankstick auf den Boden. Sofort nahm ich die Angel in die Hand und ging gefühlvoll ein paar Schritte zurück, um den Fisch vom Hindernis wegzuziehen. Die Rolle knarrte und der Karpfen zog trotz geschlossener Bremse unbeirrt in die Richtung des versunkenen Baumes. Die Uferböschung ließ es nicht zu, dass ich noch etwas zurückgehen konnte und der Fisch war schon direkt vor dem Totholz. Ich riskierte alles und versuchte dem Fisch noch mehr Druck zu machen. Doch vergebens, der Karpfen saß bereits fest. Schnell fuhr ich mit dem Schlauchboot zu dem Baum und hoffte, dass der Fisch noch hängen möge und meine Schlagschnur den Kampf überleben würde. Angekommen sah ich den Fisch in 3 Metern Tiefe zwischen dichtem Geäst regungslos verharren.


Geistesabwesend befestigte ich das Boot und sprang samt Angel in das Wasser. Ich tauchte zum Schuppenträger hinab um Ihn zu befreien und den Drill fortsetzen zu können. Doch Sekunden bevor ich den Ast erreichen konnte an dem er hing, konnte er sich selbst loslösen. Leider ohne meine Schnur. Ich tauchte auf und noch bevor ich wieder Luft holen konnte fluchte ich so laut, dass es nur so über den See schallte. Was für ein Fisch, der größte den ich an diesem See je sah. Ich konnte nicht glauben was gerade passiert war.
Ich tauchte nochmals in die Tiefe und brach den Ast ab, um welchen noch immer meine Schnur gewickelt war. Mit Ast, Rute und Schlauchboot im Schlepptau schwamm ich zurück zu meinem Swim. Dort angekommen traute ich kaum meinen Augen. Die Schlagschnur sah zwar sehr mitgenommen aus, war aber nicht gebrochen. Am Ende der Schnur war noch immer der Karabiner des Vorfaches. Der Schlaufenknoten musste aufgegangen sein. Ich wusste nicht wie ich diese Wut artikulieren sollte. Also beschloss ich so schnell wie möglich meine Montage erneut auszubringen, blieben mir doch nur noch 6 Stunden bis ich wieder im Büro sitzen musste.

Als die Ruten wieder draußen waren und ich mit durchnässter Kleidung in meinem Bedchair lag begann es auch noch zu regnen. Da ich unmittelbar vor Hindernissen fischte, lag ich, um rasch reagieren zu können, mit meiner Liege direkt neben den Ruten. Ein Brolly hatte hier keinen Platz. Immerhin konnte meine Kleidung nicht noch nasser werden. Der Frust über den verlorenen Fisch machte aber meinen Willen, nicht aufzugeben noch stärker.
 Ich harrte aus und lauschte in die Nacht. Die Geräusche des Regens und der Nutrias wurden Unterbrochen als ich erneut einen Biss an einer Rute bekam. Ich hatte Kontakt zum Fisch und machte von Anfang an Druck, was auch gut funktionierte. Nach 5 Minuten, ich dachte bereits daran wo meine Kamera verstaut war, kurbelte ich plötzlich nur mehr die schlaffe Schnur gen Ufer. Der Fisch war ausgeschlitzt. Voller Zorn legte ich die Rute nicht erneut aus und wollte mich die letzten Stunden nur mehr in meinen Schlafsack verkriechen. Es vergingen keine zwanzig Minuten bis ich wieder Fischkontakt hatte. Das Adrenalin schoss mir durch die Venen und ich konzentrierte mich, den Fisch behutsam aus der Gefahrenzone zu bugsieren. Dann geschah, was kommen musste, der Fisch stieg erneut aus. Ich kochte vor Wut und gab tausend Dingen die Schuld an meinem Scheitern. Den Haken, dem Line Aligner, dem zu schweren Blei, der Schnur und schließlich mir selbst. 

„Aller schlechten Dinge sind Drei“, schoss mir durch den Kopf und ich musste etwas schmunzeln.
Sind es auch negative Erfahrungen die wir beim Fischen machen, so sollten wir auch diese schätzen lernen. Machen doch sie den Reiz und die damit verbundene Freude aus.
In diesem Sinne, tight lines!

Mittwoch, 4. Juli 2012

Über die Einfachheit


Für des Körpers Natur also ist
weniges, wie wir
sehen, not überhaupt, was
Schmerzen zu nehmen imstande,
so dass Genüsse es gar zu
verbreiten viele vermöchten.
Lieber ist´s gar bisweilen und
sicher verlangt´s die Natur nicht,
wenn im Hause sich nicht goldene
Jünglingsstatuen finden,
mit ihrer rechten Hand umklam-
mernd brennende Leuchten,
dass dem nächtlichen Mahl das
Licht zuströme in Fülle,
nicht von Silber das Haus erglänzt,
im Golde erschimmert,
widerhallen der Zither getäfelte,
goldene Decken,
während man doch unter sich, auf
weichen Rasen gebettet,
nahe dem fließenden Bach, im
Schatten des ragenden Baumes,
ohne viel Aufwand erquicklich es
wohl sein lässet dem Körper,
dann zumal, wenn das Wetter
lacht, die Zeiten des Jahres
reicht mit Blüten bestreut das
Grün der schimmernden Matten.

Lukrez




Genau wie Lukrez,  Epikurs Meinung über die Vorzüge der Einfachheit in diesen Versen zu Nachdruck verhalf, versuchte ich vor einigen Tagen,  meinen zwei kleinen Brüdern die ersten Schritte des Angelns, und der einhergehenden Einfachheit der Tätigkeit, näher zu bringen. Nicht dass die Techniken überaus leicht zu erlernen sind, sondern die Tatsache, dass man mit ein paar Dingen große Freude am Leben und seiner Freizeit haben kann, standen für mich an erster Stelle.
Die Zeit in der Natur zu verbringen, nachzudenken und Kleinigkeiten zu entdecken und diese zu genießen sind nur einige Dinge die dieses Hobby ganz speziell machen.

War es für mich ein Tag des Lehrens, so war es natürlich auch ein Tag an dem ich viel erlernen durfte oder wieder für mich entdeckte.
Es war nicht das Ziel Rekordfische zu fangen, sondern meinen Brüdern eine große Palette an Fischen zu zeigen und einfache Montagen zu verwenden.
Natürlich konnte ich meine Leidenschaft zum Karpfenangeln nicht zu 100 Prozent ausmerzen und deshalb entschied ich mich für einen Mini-Pop Up an einem Hinged-Stiff Rig mit 8er Haken und einem Maggot-Clip an einem Stiff Rig.

Ich fischte an einem sehr kleinen alten Teich der eine große Artenvielfalt beherbergt. Meine Brüder und ich freuten uns über jeden Fisch. Einmal war es eine dicke Rotfeder, dann wurden die Maden wieder von einem kleinen Barsch genommen. Es war wirklich für alle Beteiligten eine aufregende Anglerei.

Tobias und Sebastian haben bereits einige Bilder von Karpfen gesehen und deshalb hoffte ich, dass sich einer der vorsichtigen Karpfen aus diesem Gewässer erbarmen würde.
Der Vormittag verging wie im Flug und wir genossen jede Beobachtung und jedes Detail, welches wir an diesem Tag miterleben konnten.

Die Sachen waren bereits gepackt, wollten wir noch etwas in einem nahegelegenen Bach plantschen, da bekamen wir an einer der Ruten einen heftigen Biss. Sofort nahm einer der Buben die Rute in die Hand und mit vereinten Kräften konnte zum Abschluss noch eine wirklich dicke Regenbogenforelle gelandet werden.

Nicht nur meine Brüder waren aus dem Häuschen. Ein wirklich gelungener Tag mit einer wirklich schmackhaften Beute.

 Ich hoffe, der erste Grundstein für eine anglerische Zukunft ist bei Tobias und Sebastian gelegt.

Montag, 2. Juli 2012

Carps & Rock

Der Wind brachte nicht nur Regen sondern auch metallische Klänge über die pannonischen Felder. Erst ärgerte ich mich, dass die gewohnte Stille nicht einkehren wollte, bis ich mir dachte, dass es wohl schlimmeres gibt als gratis an den Klängen eines Festivals teilnehmen zu dürfen.


Nach ein paar Bierchen und einem netten Gespräch mit Markus, der mich dieses verlängerte Wochenende begleiten sollte, kehrte aber auch schon schnell Ruhe ein. Spürte ich die Anstrengung der letzten Tage noch in meinen Knochen. Ich lauschte dem Konzert und versuchte die mir bekannte Melodie einer Band zuzuordnen. Doch soweit sollte es nicht kommen, rissen mich ein paar Piepser, ausgelöst von einem Fallbiss, aus meinen musikalischen Gedanken. Als ich knietief im Wasser stand und den kleinen Rüssler über den Kescher führte fiel es mir plötzlich ein. Die Melodie aus den Boxentürmen musste von „3 Feet Smaller“ stammen.
Erleichtert, dass die Frage nun geklärt war und mir nicht die ganze Nacht Löcher ins Hirn bohren würde, setzte ich den Fisch wieder zurück und ruderte die Rute erneut zur Schotterbank.




Der nächste Tag verging wie im Flug und die Wasserschweine rollten rythmisch zum Bass auf unserem Platz. Als ich auf meinen Bobbin starrend gerade einen Käsekrainer in Ketchup und Krenn tauchte, knallte ebendieser auch schon mit voller Wucht gegen den Blank meiner Rute. Schnell tauschte ich Wurst gegen Rute und der Tanz begann. Nach extrem rasanten Fluchten war ich wirklich überrascht über die Größe des Kämpfers, schätzte ich ihn während des Drills bestimmt auf das Doppelte. Während ich den Fisch versorgte, schrie auch schon der Bissanzeiger von Markus um sein Leben. Echt genial, die Fische waren am Platz und fraßen mit uns um die Wette.



Um die Dickbäuche auf unserem Platz zu halten, fütterten wir unsere Murmeln großflächig nach.


Der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten, wurde um 2 Uhr in der Früh zu den Klängen von Marilyn Manson der nächste Fisch gedrillt.



Meine bisher erfolgreichste Session an diesem See näherte sich dem Ende. Obwohl mir die ständige Musik schon ziemlich auf den Nerv ging, dürfte das bei den Schuppenträgern nicht der Fall gewesen sein, waren sie aktiver denn je.


Mein Fazti: Carps love Rock & Roll!



Quälende Gedanken

„Die kommenden Tage wird es in ganz Österreich regnerisch und bedeckt. Ab Samstag kommt aber verstärkt im Osten des Landes die Sonne zum Vorschein“ schallte es aus dem Radio als ich auf der Autobahn mein Zielgewässer ansteuerte.
Die Aufregung machte sich schon im ganzen Körper bemerkbar. Spätestens als ich am Tacho 170 kmh las, musste ich mich etwas zusammenreißen, denn eine Radarstrafe sollte mein Wochenende nicht vermiesen.

Die Gedanken der letzten Tage drehten sich nur mehr um die Spots dich ich die letzten Wochen regelmäßig unter Futter hielt. Es schien nahezu perfekt. Eine langgestreckte Kante die sich zu einem versunkenen Baum erstreckte. Rings um die versunkene Baumkrone konnte ich in einer Tiefe von 3 bis 5 Metern helle Fraßlöcher erkennen die sich deutlich von dem sonst schlammigen Untergrund abhoben. Die Äste waren übersät mit Dreikantmuscheln und das Wasser roch förmlich nach beschupptem Getier. Den Mix aus Boillies in verschiedenen Größen, Mais, Pellets und Haferflocken die ich in thailändischer Fischsauce aufquellen ließ verteilte ich großzügig über die Kante und vor
dem versunkenen Geäst.


Angekommen, schleppte ich meinen ganzes Tackle die steile Böschung zu dem versteckten Swim hinunter. Mein inneres Lachen wurde abrupt beendet als ich bemerkte, dass Unweit des versunkenen Baumes ein Highpod stand. Die erkennbaren Rutenspitzen sollten genügen um meine schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten. Ich ließ alles liegen und stehen und machte mich auf, um herauszufinden wer hier sitzt bzw. wo dieser Jemand seine Ruten abgelegt hatte.

Die 2 Angler erklärten mir stolz, dass sie Ihre 6 Ruten auf einer Breite von 500 Metern verteilten. Ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass die Schnüre in den unmöglichsten Winkeln aus den Higpods in das Wasser ragten. Das machte es mir unmöglich meine anvisierte Stelle zu befischen.

Die Gedanken quälten mich, dass all meine Mühen umsonst waren. Zu allem Überfluss erklärten mir die zwei Hunter auch noch, dass überhaupt nichts ging, hatten Sie ja auch erst einen Fisch um die 10 kg gefangen. Was würde ich für einen 10 kg Fisch tun? Wie viele Stunden hab ich schon ohne einen einzigen Biss an diesen Ufern zugebracht? Und nun werden die Früchte meiner Aussaat von wem anderen geerntet.

Gefrustet machte ich mich auf um eine andere Stelle zu befischen. Leider war es mittlerweile spät und die meisten Stellen waren bereits belegt.

Yes, plötzlich begann es auch noch vom Feinsten zu schütten. Tropfen mit dem Durchmesser einer 50 Cent Münze prasselten auf mich nieder während ich mit Schlauchboot und Echolot den Gewässergrund erforschte. Der Wellengang war auch schon alles andere als beruhigend und so entschloss ich mich dazu die Suche abzubrechen und die Ruten einfach gefächert in 3 Verschiedenen Tiefen abzulegen.

Völlig durchnässt saß ich in meinem Brolly und die quälenden Gedanken nagten an meiner Substanz. Das Vertrauen in meinen jetzigen Platz war nicht vorhanden und ich dachte nur an den Verlust, den Verlust den ich erleiden musste, war jemand einfach schneller als ich. First come, first serve lautete die Devise.



Natürlich fing ich keinen Fisch mehr und die Session war alles andere als optimal. Doch zuhause angekommen bemerkte ich was ich für ein Idiot war. Ich machte mich nur durch das Füttern und den Gedanken an die anvisierten Spots so unflexibel, dass ich mir die Fischerei selbst vermieste.

Hätte ich nicht gefüttert, wäre ich motiviert wie immer ans Wasser gefahren, wäre flexibel geblieben und hätte vielleicht auch noch einen Fisch gefangen.

Legen wir uns durch das Füttern nicht selbst Handschellen an ohne den Schlüssel dafür zu haben?

Etliche Stunden

Etliche Stunden blieben mir um nachzudenken. Nachzudenken was ich falsch gemacht haben könnte, nicht nur beim Fischen. Die Selbstzweifel wurden immer größer.


War es bei meinen letzten Versuchen einfach noch zu kalt, war es der Falsche Platz oder werden meine selbstgerollten Murmeln von den Wasserschweinen nicht angenommen? Oder einfach nur von allem etwas?
Ich suchte mein neues Gewässer stundenlang ab um Spuren von Ihnen zu finden, doch vergebens. Zum Glück bekam ich ein paar Infos über erfolgversprechende Plateaus. Bei über 100ha Wasserfläche eine enorme Hilfe, Punkte zu haben an denen man mit der Suche beginnen kann. Ich befischte die Stellen regelmäßig, doch außer einer Rotfeder die sich einen Snowman aus zwei 20er Kugeln einverleibte tat sich nicht viel.


Wieder fuhr ich mit meinem vollgepackten Van die staubigen Schotterstraßen über den Feldweg. Ich wusste nicht was größer war, die Euphorie wieder am Wasser sein zu können oder der Gedanke zum xten-mal abzuschneidern. Sicher besteht Angeln nicht nur aus dem Fangen von Fischen, nach größerem Energieaufwand ohne nennenswertem Ergebnis, würde ein Fisch die Tanks aber wieder erheblich auffüllen.

Ankommen, auslegen, füttern, aufbauen…warten! Die Prozedur kannte ich nur allzu gut. Diesmal würde es klappen, der Gedanke war allgegenwärtig. Ich beschloss nach einer Tasse Tee, mich früher schlafen zu legen um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Um 5h15 stellte ich mir den Wecker und meine verknoteten Gedanken machten Platz für die Welt der Träume.

Der Wecker klingelte. Einmal abdrücken und noch 5 Minuten dösen, mein ewiges Ritual. Der Wecker klingelte wieder…schon wieder? Es war nicht der Wecker sondern der Bissanzeiger meiner mittleren Rute. Nicht wissend ob noch in den Träumen oder wieder im Leben zurück, stieg ich in mein Schlauchboot und fuhr dem Fisch und der aufgehenden Sonne entgegen.

Keine 10 Minuten später konnte ich einen kleinen Schuppi in den Händen halten. Ich wog ihn nicht ab, ein Foto musste aber sein. War es doch der erste Fisch den ich aus diesem See gefangen hatte.


Eines ist klar, die Euphorie war stärker als jegliche Zweifel. Ich bin gespannt was für Fische sich hier noch verbergen.