Schön
ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz
schlägt ruhig.
Kurt
Tucholsky
Über
vier Jahre musste ich mich in meiner Überredungskunst üben um Anna davon überzeugen
zu können ein paar Tage mit mir am Wasser zu verbringen. Das Glänzen in meinen
Augen, als sie von sich aus vorschlug das kommende Wochenende fischen zu gehen,
konnte sie, denke ich, nicht übersehen. Wusste sie doch genau wie viel Energie
und Leidenschaft ich mittlerweile in die Befischung der Rüsselfische aufwendete.
Die
Tage des Wartens zogen sich ins unermessliche, konnte ich es kaum erwarten mit
meinem Schatz zwei Tage in der Natur zu verbringen. Mittlerweile merkte ich,
wie sich Anna´s anfängliche Ablehnung in Vorfreude umwandelte. Die Tatsache,
dass wir gemeinsam eine Auszeit vom Alltag nahmen wurde ihr immer bewusster.
Endlich
war es so weit und wir saßen im Auto und rasten dem Stadtlärm davon. Mit jedem
Kilometer den wir auf der Autobahn zurücklegten, merkte ich wie sich die
Entspannung in meinem Körper breitmachte.
Am
See angekommen visierte ich sofort einen schönen geräumigen Swim an, musste
aber leider feststellen, dass dieser bereits belegt war. Ich machte einen Blick
über die Uferböschung und konnte einen Bekannten, den ich voriges Jahr am Po
kennenlernte, erkennen. Nach einem netten Gespräch, teilte er uns mit, dass er den
Platz sowieso über die nächsten zwei Tage verlassen will und wir ihn gerne
übernehmen können.
Viel
besser konnte es nicht beginnen, ist es an Sommerwochenenden an diesem See wirklich
schwierig einen guten Platz zu ergattern.
Während
ich das Camp aufbaute und die Ruten auslegte, machte es sich Anna in der Sonne
gemütlich. Zwischendurch wurde das Vogelgezwitscher durch ein leises Lachen
unterbrochen, da es Anna amüsierte wie viel „Klumpat“ ich mit ans Wasser
schleppte.
Die
Ruten waren draußen und wir konnten bei einem schönen Abendessen und einer
Flasche Cider etwas plaudern und die Zeit genießen. Das Fischen wurde zur
Nebensache, genoss ich die Zeit mit
einem Menschen den ich liebe, ohne durch äußere Einflüsse abgelenkt zu werden.
Zu
meiner Verwunderung ließen uns die Blutsauger in Frieden und so konnten wir die
Nacht unter freiem Sternenhimmel verbringen. Die hitzegeschwängerte Nacht
brachte keinen Fisch, ich denke aber, dass es für meinen Delkim gesünder war
Anna nicht zu wecken.
Zeitig
in der Früh, nach Sonnenaufgang, wurde es bereits so unerträglich heiß, dass an
Fischen nicht zu denken war. Wir verbrachten die Zeit im Wasser oder im
Schatten.
Am
Nachmittag konnten wir Regenwolken am Himmel ausmachen, die vom Westen direkt
auf uns zusteuerten. Schnell wurde das Brolly aufgespannt und alles verstaut.
Kaum hatte ich die letzte Tasche unter das Zelt gestellt, hörte ich den ersten
Donnerschlag.
Wir
verkrochen uns in unserem Unterschlupf und lauschten dem Lied des Regens. Der
Wind peitschte die Wellen über den See, Donner machte sich breit und die Blitze
taten ihr übriges zu der mystischen Stimmung.
Mit
dem Unwetter kamen auch die Fische auf den Futterplatz, nahe dem Ufer. Mit den
ersten Regentropfen hatte ich den langersehnten Biss. Leider stieg der Fisch nach
kurzem Drill aus. Völlig durchnässt musste ich mir nicht erst die Regenjacke
anziehen als kurze Zeit später der Bobbin gegen den Rutenblank geschleudert
wurde. Diesmal hing der Fisch und ich konnte ihn problemlos heranpumpen. Anna
war mir eine große Hilfe und kescherte den Fisch wie ein Profi. Im Schein der
Stirnlampe konnte ich erkennen, dass es zwar wieder kein Riese war, aber dafür
ein umso schöneres Exemplar.
Die
weiteren Nachtstunden vergingen ohne einen dritten Biss und der Morgen brachte
wieder die Sonne zum Vorschein. Wir legten unsere Sachen zum Trocknen in die
Wiese und frühstückten bevor wir wieder die Heimreise antraten.
Ein
unglaublich schönes Wochenende neigte sich dem Ende zu und ich war mir sicher, dass
es wohl nicht Anna´s letzes am Wasser war!
Tight
Lines, Johannes