Dienstag, 23. Oktober 2012

Hindernisse



Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.

Franz Kafka



Der goldene Herbst brach herein und mit ihm die Monsterfische. So die Theorie. Natürlich versuchte ich während die Blätter ihren Weg zum Boden suchten auch so viel Zeit wie möglich am Wasser zu verbringen. Die Saison an meiner Schottergrube raubte mir viel Energie. So beschloss ich mein Glück an anderen Gewässern um etwas Abwechslung zu bekommen.
Ein kleiner idyllischer Teich in der Umgebung von Wien war die richtige Gelegenheit um eine Fischerei auszuüben, welche sich zu hundert Prozent von meiner an der Schottergrube unterschied. Eine überschaubar Wasserfläche, überhängende Bäume, schlammiger Boden und das Bootsverbot machten das möglich.



Die Montagen wieder einmal auszuwerfen und nicht abzulegen verunsicherte mich anfangs ziemlich. Zu meiner Überraschung funktionierte es aber erstaunlich gut und die Rigs landeten zielgenau unter den überhängenden Bäumen am gegenüberliegenden Ufer.



Ich genoss die Ruhe und während ich mich den Schlachten der kämpfenden Wasserläufer hingab, kam der Betreiber des Teiches auf einen Sprung vorbei um mir die Karte zu verkaufen und zu plaudern. Ich erfuhr interssante Details über das Wasser und seinen Besatz. Mit jedem Wort wurde mir dieser "englisch Pool" sympathischer.


Die Zeit verging doch mein Hanger verharrte in leichenstarrrenartiger Position unter dem Rutenblank. Ich veränderte die Rigs, Ködergrößen und versuchte alle Hindernisse zu beseitigen die einem Erfolg im Weg stehen konnten. Doch es half alles nichts und ich musste meine trocken gebliebene Abhakmatte abends wieder in den Kofferraum einladen um die Heimreise anzutreten. Es war auch ohne Fisch auf jeden Fall ein schöner Tag an diesem charmanten Teich.
Meine Gier wieder an einen Fisch zu kommen wurde immer größer und Pläne wurden geschmiedet um dieser gerecht zu werden. Daniel kam mit seiner Idee, für ein paar Tage an einer unverbrauchten Schottergrube in der Südsteiermark zu fischen, genau richtig. Wir holten Informationen ein un bereiteten uns so gut wie möglich auf die Verhältnisse am Wasser vor.

Um keinen Wirbel an der 10 Hektar großen Schottergrube zu erzeugen verzichteten wir anfangs auf das Boot und tasteten uns mittels Markerbleien an unsere Spots heran.



Ohne nennenswerte Bodenstrukturen erkennen zu könnnen, wurden die Ruten großflächig an den Gewässerkanten und den Stegen abgelegt.

Das Warten konnte Beginnen und wie sollte es anders sein, die Funkboxen blieben stumm. Was haben wir falsch gemacht oder was könnten wir ändern? Diese Gedanken kreisten wie Gespenster in unseren Hirnen umher.


Die Frage nach der Optimierung zermaterte uns den Schädel und ließ uns keine Ruhe. Doch wir taten was wir konnten und mussten uns wiedereinmal der Beisslaune unserer geliebten Rüssler aussetzen.
Die Stunden verstrichen und der einzige Fischkontakt war ein Amur der sich an einem der Köder von Daniel vergriff. Von Karpfen keine Spur. Auch diesem See musste ich ohne nennenswerte Erfolge lebewohl sagen und die Durststrecke machte Meilen.


So konnte es auf keinen Fall weitergehen. Darum entschloss ich mich wieder an die alte Schottergrube zurückzukehren um dort mein Glück zu versuchen. In vertrauter Umgebung wurde aufgebaut und ich machte es mir auf einer der Inseln gemütlich.


Ich fischte an Spots bis zu 16 Metern Tiefe, da Das Quecksilber gewaltig sank und in der Nacht das Thermometer an bösartigen Temperaturen kratzte.



Nach den ersten 24 Stunden waren die einzigen Abnehmer meiner Boillies ein paar Schwäne, welche von meiner Frustration profiterten, da ich ihre Anwesenheit mit ein paar Murmeln belohnte.


Es war ein kalter, klarer Tag und schnell verkroch ich mich in meinen Schlafsack und beobachtete die untergehende Sonne.


Kaum war es wohlig warm unter meinem Bedchaircover gab auch schon der Delkim ein paar Laute von sich.  Raus in die Kälte und ab ins nasse Schlauchboot um dem Fisch entgegenzusteuern. Doch auch diesesmal war Fortuna nicht auf meiner Seite. Der Fisch verabschiedete sich auf halber Strecke. Zerknirscht kochte ich mir Wasser am Gaskocher um die kühle Stimmung mit einer Wärmeflasche im Schlafsack zu verbessern. Lange blieb ich wach und sponn Gedanken was schief gegangen sein könnte. War es das Rig? War es der Drill selbst oder einfach Pech? Ich konnte mir meine Fragen nicht beantworten und schlief unzufrieden ein.

Als ich gegen 9 Uhr morgens erwachte, dachte ich, dass mir meine Augen einen Streich spielten. Ich konnte nur verschwommene Umrisse wahrnehmen und die Sicht war auf ein Minimum reduziert. Nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass sich dichter Nebel breit machte um eine düstere Stimmung zu erzeugen. Meinen Plan schon am Vormittag aufs Festland überzusetzen konnte ich nicht verwirklichen. Ich hatte keine Lust darauf auf dem 100 Hektar großen See mit einem vollbepackten Schlauchboot im Kreis zu rudern. Und so beschloss ich zu warten bis sich die Sicht besserte um aufzubrechen.


Auch diese Session wurde ohne Fisch beendet und die Hindernisse an denen es gelegen haben könnte waren wie ein Spinnennetz welches sich in meinem Kopf ausbreitete.


Doch vielleicht gab es ja auch keine Hindernisse und es sollte einfach nicht sein? Machen wir uns nichts vor. Wir können nicht alles beeinflussen oder erzwingen. Schon gar nicht beim Angeln. Anstatt die Gedanken auf die vergeigten Taten zu lenken versuche ich nach vorne zu schauen um neuen Gelegenheiten für Erfolg Platz zu schaffen.