Sonntag, 26. Mai 2013

Die eiserne Jungfrau

Die Jungfrau würde viele abwerfen und zum Stich kommt man nicht so ohne weiteres. Solche, oder ähnliche Aussagen waren die Regel wenn man Geschichten vom Virgin Lake hörte. Endlich fand ich Zeit selbst einen Ritt zu versuchen. Pünktlich zum Temperatursturz von 20° auf 8° erblickte ich die Ufer der launischen Jungfrau. Ob die Wetterbedingungen der verschlossenen Dame und den darin verborgenen Fischen wohl auf den Magen schlagen würde? Es gab nur einen Weg das herauszufinden. Bekanntlich fängt man ja zu Hause auf der Couch auch keine Fische.

Die Ufer wurden erkundet und boten viele Möglichkeiten die Montagen abzulegen. Seerosen, viel Kraut und versunkene Bäume ließen der Kreativität freien Lauf. Die Rigs wurden präzise vor den Hindernissen abgelegt und einige weitere interessante Spots wurden mit White Pineapple Kugeln unter Futter gehalten. Ich wollte sehen, ob an einem der Spots gefressen wird um im Bedarfsfall die Ruten umlegen zu können.


Ich konnte gerade noch rechtzeitig mein Brolly aufstellen bevor es wie aus Kübeln begann zu schütten. Dass angeblich der Sommer bald kommen sollte, konnte ich, in meinen Winterschlafsack eingewickelt, nicht so recht glauben. Wie erwartet verlief die Nacht ruhig, nur das Prasseln der Regentropfen war mein ständiger Begleiter. Beim Kontrollieren der Montagen traf genau das ein, was ich bereits befürchtet hatte. Die Kugeln waren nicht nur an den Stellen an denen ich die Montagen abgelegt hatte vollzählig, sondern auch noch an meinen "Reserve Spots".

Ein Plan B musste her und das so schnell wie möglich. Ich hatte nur Tiefen zwischen einem und vier Metern angefüttert. Vielleicht war das der Fehler. Ich legte zwei der Ruten an Kanten in die Tiefen des Freiwassers, um vielleicht doch noch einen Abnehmer zu finden. Die Dritte Rute wollte ich trotzdem in Ufernähe belassen und entschied mich, sie an einem Seerosenfeld zu platzieren. Die Kugeln lagen dort zwar schon mehrere Stunden unangetastet, doch einen Versuch war es wert.

Bei Dauerregen und beginnender Klaustrophobie machte ich es mir, so gut es ging, unter meinem Schirm gemütlich. Mit einem feinen Steak und einem Haufen Zeitschriften war es auch auszuhalten, auf so engem Raum zu hocken. Der Regen wurde schwächer und die Funkbox ließ weiter nichts von sich hören. Als ich neben den Ruten stand und mir eine Schwalbe auf den Blank kackte, war es an der Zeit schlafen zu gehen.

Erst ein dann zwei Piepser ließen mich aus meinem Schlaf erwachen. Der Swinger hing durch und zeugte von einem Fallbiss. Ich nahm die Uferrute auf und Kurbelte die überschüssige Schnur solange auf bis ich in Kontakt mit dem Fisch war. Es war 5 Uhr am Morgen und ich stand mit einem krummen Stecken in der Hand auf dem Steg. Die Wolken hatten sich verzogen und ein Regenbogen am Himmel ließ die Situation noch etwas abstrakter wirken. Nach einem harten Drill konnte ich eine Perle der Jungfrau in die Kamera halten.


Überglücklich, doch noch einen Fisch überlistet zu haben, packte ich meine sieben Sachen. Eines ist gewiss, die Jungfrau sieht mich wieder.




Schönheit

Schönheit ist Tiefe der Fläche.

Christian Friedrich Hebbel



Über meine ersten Monate der heurigen Saison darf ich mich wirklich nicht beschweren. Ich konnte bereits viele Fische auf die Matte legen und mein Ziel, einen 20+ Fisch aus meinem neuen Gewässer in den Händen zu halten, wurde auch schon erfüllt. Ich konnte heuer in knappen 3 Monaten bereits mehr Cypriniden überlisten als die gesamte vorherige Saison. Die Wertschätzung auch für kleine Fische nicht zu verlieren, ist gerade wenn man einen guten Lauf hat ein wichtiger Punkt, den ich immer forcieren werde.

Jeder Fisch ist etwas Besonderes für sich. Man findet immer wieder Merkmale an denen sich ein Flossenträger von einem anderen unterscheidet. Der Großteil der heuer gefangenen Fische bestand aus Schuppenkarpfen. Umso mehr staunte ich als ich diese kleine Schönheit in meinen Kescher führen durfte.



Nicht nur die Geräuschkulisse der Frösche lies mich nur in einen Halbschlaf sinken, auch meine Bissanzeiger meldete sich noch einige male zu Wort. Unter anderem konnte ich einen schicken Hochrücken verhaften.



Ein gutes Gefühl, wenn die Saison so einen positiven Verlauf nimmt. Die White Pineaplle Kugeln von Joker leisten ganze Arbeit und werden meine Bissanzeiger hoffentlich auch in Zukunft zum Heulen bringen.


Mittwoch, 8. Mai 2013

Rot statt Gelb

Viel kam ich die letzte Zeit nicht ans Wasser. Mehr als ein paar Nachtstunden waren nicht drinnen. So auch diese Woche. Nur in der Nacht zu fischen hat den Vorteil, dass man nicht von anderen Freizeitsuchenden belästigt wird, bei Bissorgien oder hoher Aktivität am Platz kann das jedoch schnell zu Schlafmangel führen. Große Bodenköder oder Snowman-Variationen können leider die Größenselektion der Fische auch nicht zu 100% beeinflussen. Doch bei einem möchte ich mir immer sicher sein können - dem Hakensitz.


Der Midge Haken von Joker Tackle hat da mein größtes Vertrauen. Er sitzt immer perfekt in der Unterlippe und die nach innen gebogene Hakenspitze verhindert, dass der Haken im Drill weiter arbeiten kann. 



Die Fischgröße hielt sich in der letzten Nacht in Grenzen, dafür konnte ich einen schönen Beifang verbuchen. Naja, es muss ja nicht immer Gelb sein...

Rote Erde - Wüstengold

Nun bin ich schon einige Wochen zurück aus Marokko. Es war eine spannende Zeit aus der ich viele Erinnerungen mitnehmen konnte. Jeder Fisch wurde hart erkämpft und das Wetter spielte verrückt. Mehr über meinen aufregenden Trip kann man in der aktuellen Ausgabe des Carp Hunters Magazine nachlesen.



Freitag, 3. Mai 2013

Glück

Man muss daran glauben, dass Glück möglich ist, 
um glücklich zu sein.

Leo Nikolajewitsch Tolstoi

Die Bremse knarrte und die Rute in meiner Hand bog sich zum Halbmond. Der Fisch zog im Tiefen seine Bahnen und ich war mir sicher, dass es sich um einen der guten Fisch handeln musste. Ich übte von Anfang an massiven Druck aus um den Fisch in meine Nähe zu bekommen. Ein querendes Boot konnte ich in diesem Moment auf keinen Fall gebrauchen. Die Montagen lagen erst zwei Stunden auf meinem Spot. Manchmal ist man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Die Bremse surrte wieder wie verrückt und nach einigen Fluchten zeigte sich der Fisch das erste Mal an der Oberfläche. Ein Brett von einem Fisch lag da im Wasser und wartete darauf von mir gekeschert zu werden. Die Saison hat gerade einmal angefangen und schon konnte ich so einen Klotz überlisten. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und beim Anheben der Waage zitterten meine Unterarme. Da mein Stativ in der Nacht zuvor gebrochen war, war ich überglücklich, dass David vorbeikam um Fotos zu machen.



Beim Zurücksetzen konnte ich das letzte Mal die gewaltigen Ausmaße des Tieres beobachten, bevor es elegant in die Tiefen zurückkehrte. Ich lag unter meinem Brolly und die Regentropfen prasselten auf das Dach. Meine Gedanken waren so durcheinander, dass an Einschlafen kaum zu denken war. Einige Zeit beobachtete ich den durch Wolken ergrauten Himmel, bis sich der Receiver erneut meldete. Ein kleinerer Schuppi fand den Weg in meinen Kescher und wurde gleich im Wasser abgehakt. Das Schauspiel wiederholte sich nach einer Stunde nochmals und danach rollte ich mich überglücklich in meinen Schlafsack. Die Musik des Regens begleitete mich durch die Nacht und ich war einfach glücklich.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Donnerschlag und Kugelfisch

Wenn die Wolken getürmt den Himmel schwärzen,
Wenn dumpftosend der Donner hallt, 
Da, – da fühlen sich alle Herzen 
In des furchtbaren Schicksals Gewalt.

Johann Christoph Friedrich von Schiller


Die Wellen klatschten gegen die Boardwand und die Ausweichmanöver konnten beginnen. Die Fahrt zu meinem Swim glich einem Slalom zwischen Freizeitbooten. Der 1. Mai ist wohl nicht der besinnlichste Tag an diesem Gewässer und das obwohl Anna und ich erst gegen 18:00 losfuhren.

Die Sicht, welche vor einigen Wochen noch sehr gut war, wurde immer bescheidener und man konnte den Grund stellenweise überhaupt nicht mehr sehen. Die krautfreien Stellen wurden mit einem Lotblei ausfindig gemacht und die Montagen flogen an die Spots.

Das Wetter war angenehm warm und wir entschieden uns kein Brolly aufzustellen. Eine Nacht unter freiem Himmel ist ohnehin viel schöner. Anna war das erste mal mit an meinem neuen Gewässer und fand sofort Gefallen an dem Stück Natur inmitten der Großstadt. Wir redeten bis spät in die Nacht und die Anwesenheit der Bieberfamilie machte die Situation noch atmosphärischer.


Mit zunehmender Dunkelheit wurde es immer stürmischer und ich verlor einige Sekunden an den Gedanken, doch noch den Schirm aufzustellen. Die Gedanken wurden bei einem Drill jedoch wieder verworfen und so machten wir es uns unter dem  Blätterdach gemütlich. Zwei weitere Fische konnte ich in dieser Nacht noch auf die Matte legen, wenngleich es auch keine Riesen waren.

Gerade als ich einen Fisch, rund wie ein Ball, in die Kamera hielt, konnte ich die ersten Donnerschläge vernehmen.

Es war 5 Uhr und ich musste Anna leider wecken um die Sachen so schnell es ging in mein Boot zu laden. Pünktlich, als wir mitten am Wasser waren, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Meine Regenjacke gab ich Anna und so kam es dass ich 15 Minuten später klatschnass in der U-Bahn stand. Zumindest für die Leute, welche in die Arbeit fuhren, musste es ein amüsanter Anblick gewesen sein.