Freitag, 9. August 2013

SOMMERloch

Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe,
aus ein paar sonnenhellen Tagen
sich soviel Licht ins Herz zu tragen,
daß, wenn der Sommer längst verweht,
das Leuchten immer noch besteht.

Johann Wolfgang von Goethe


Sommer! Die Luft in der U-Bahn ist stickig und wird durch die diversen menschlichen Ausdünstungen und Kebap-Konsumptionen auch nicht gerade verbessert. Ich komme mir vor wie eine eingelegte Sardine. Nur nicht in Öl sondern in Körpersäften, welche von klebrigen Gliedmaßen der Mitreisenden herabtropfen. Zusammengepfercht wie bei Tiertransporten lassen wir uns von einer Eisdiele zur nächsten chauffieren, oder doch lieber ins Freibad?

Die Finger sind klebrig und die Hälfte meines Eises ist zwischen meinen Fingern auf meine frisch geputzten Schuhe getropft.  Mhm, komisch dass der Genuss der gefrorenen Masse kürzer anhält, als die Zeit, welche man in einer Schlange investiert, um sie zu erwerben. Wie auch immer, die Schuhe sind auf jeden Fall schmutzig und der Aggressionspegel steigt. Nicht nur bei mir, sondern wie es scheint auch bei allen anderen.

Durch die herabgelassenen Fenster des BMWs dröhnt billiger Rap, welcher so laut aufgedreht ist, dass sich jeder im Umkreis eines Kilometers davon überzeugen kann, dass der Lenker des Fahrzeuges keinen Geschmack hat. Die Reifen quietschen und die Huptöne überschlagen sich. Wer bekommt wohl den nächsten freien Parkplatz in der nähe des Schwimmbades?

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kann ich zwei Männer beobachten die sich laut anschreien und dabei wild mit den Händen gestikulieren. Ich kenne nicht den Grund, will ihn aber auch gar nicht wissen.

Der Sonnenbrand auf meinem Rücken ist gerade in seiner Höchstform aufgelaufen. Ich hätte besser auf meine Freundin hören und mich eincremen sollen. Ich komme mir ertappt vor. Und wie ein kleines Kind, welches nach einer Trotzaktion eines besseren belehrt wurde.

Die Nächte in der Stadt sind schwül und hell. Ich wälze mich im Bett. Von einer Seite auf die andere. In der Hoffnung in einer Position einzuschlafen, in welcher die Hitze am schwächsten wirkt. Das Surren des Ventilators ist zwar laut. Der Straßenärm, welcher von dem offenen Fenster hereinhallt aber lauter. Zwei Gelsen konnte ich vor dem Einschlagen noch erschlagen. Die Stiche am Morgen zeugten aber von der Tatsache, dass ich nicht alle töten konnte.

Es gab nur eine Lösung für das Dilemma. Flucht! Flucht ins Loch. Ins SOMMERloch. Die besagte Zeit in der angeblich die Fische nicht mehr fressen und lieber mit einem Cocktail an der Bar chillen. Wie auch immer, trotzdem besser als die zuvor erwähnten Optionen.

Ich stand im Boot und fuhr dem Loch entgegen. Es sollte mich verschlucken und von dem heißen, höllengleichen Flecken Erde ablenken. Die Routine stellte sich ein. Sie ist einfach da, egal bei welchem Wetter. Und siehe da, ein paar Fische hatten Heißhunger und verzichteten auf den Besuch im Freibad. So wie ich. Umso besser!








TL, euer Johannes