Dienstag, 22. Oktober 2013

Meine Welt

Auch wenn man nur zum Fenster rausschaut, sieht man die Welt. - Wilhelm Raabe


Die Welt ist es bestimmt, welche ich durch mein dreckiges Fenster sehen kann. Leere Dosen und weggeworfene McDonald´s Verpackungen schmücken den Gehsteig und unterstreichen somit ihren versifften Eindruck. Die Menschen irren, getrieben von ihrem Konsumwahn, durch die Straßen und sind auf der Suche. Ist es meine Welt die ich sehen kann? Oder besteht die Meinige doch eher aus dem Gebilde, welches ich nach meinen Vorstellungen zimmere? Vieles wird ausgeblendet oder nach Belieben verändert. Bewusst oder unbewusst. Die Hauptsache ist doch, dass man selbst zufrieden ist. Sich die Welt quasi so zurechtbiegen, dass man im eigenen Käfig gut sitzt.


Genauso sitze ich nun in meinem Käfig und starre in eines meiner Bücher. Manchmal frage ich mich warum ich das alles tue. Ein Gedanke wird vom nächsten gejagt und die Unzufriedenheitsspirale dreht sich mit unendlicher Geschwindigkeit in meine Richtung. Herr Raabe mag schon recht haben, dass ich auch aus solch einem Blickwinkel die Welt sehen kann. Doch das heißt noch lange nicht, dass ich mit ihr, geschweige denn mit meiner Situation zufrieden bin. Die Welt ist demnach allgegenwärtig, egal von welchem Fenster man rausblickt - oder auch nicht. Schließlich gibt es ja nur eine und ihr auszuweichen fällt schwer.


Doch manchmal reicht es. Die Reizüberflutungen müssen unterbrochen werden. Dann sitze ich wieder am Wasser und blicke auf die Wellen, welche mich mit sanfter Rhythmik wieder auf mein Wohlfühllevel bringen. Die Schilfhalme bewegen sich im Wind und ich bin angekommen. Dann brauche ich kein Fenster aus dem ich blicken muss. Ich bin mitten drinnen. Mitten in der Welt die ich liebe.




Samstag, 12. Oktober 2013

Angeln ist...

Warum gehen wir angeln? Was treibt uns eigentlich dazu, nächtelang an menschenleeren Ufern zu verbringen? Einem Außenstehenden ist das meist schwer zu erklären!

Für alle, die das oft nicht nachvollziehen können - hier ein Erklärungsversuch!


Dienstag, 8. Oktober 2013

Die Blätter fallen...

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmel ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke


Dichte Dampfwolken steigen von der klaren Wasseroberfläche empor und unterstreichen meine Empfindungen. Ich blase in die heiße Teetasse und meine Brillengläser werden sofort undurchsichtig. Kaum wird meine Sicht wieder besser, erkenne ich einen Bieber welcher an einem Ast mit gefärbten Blättern nagt. Der Herbst ist da. Ich liebe seine trübe Stimmung. Sie ist intensiv und ehrlich. Am Wasser wird jeder Moment zu einem besonderen Bild, auf welchem Fehler nicht mehr korrigiert werden können. Und das ist gut so.



Alles geschieht mit größter Sorgfalt, Bedacht und Ruhe. Die Montagen werden an eine krautfreie Stelle befördert, an welcher im klaren Wasser viele zerbrochene Muschelschalen erkennbar waren. Eine melancholische Stimmung macht sich breit. Aber nicht im negativen Sinne. Sie benetzt damit die Umgebung und verleiht ihr einen anmutigen Schein. Die Luft wird kühl und ich sehe meinen Atem schweben.



Der letzte Schluck aus der Feldflasche wandert in meine Kanne. Ich rieche an dem Schwarztee und befördere meine Gedanken in eine fremde Welt. In eine Welt in der ich sein kann. Ohne Druck und ohne Hektik. Ich bin froh dass er da ist. Der Herbst. Gebannt von der abstrakten Mischung des grauen Nichts und der bunten Blätter, lasse ich die Zeit an mir vorübergehen. Ich schließe meine Augen und öffne sie erst bei Beginn der Dunkelheit. Alles ist kalt und nass. Doch die Front meines Brollys bleibt in der Tasche. Ich will ihn spüren, den Herbst. Ihn und seine Art die Natur zu gestalten.



Ich stehe in der dunklen Nacht und sehe die Reflexionen der grellen Lichter der Straße. Die Szenerie wirkt unwirklich. Ich greife ins kalte Wasser und öffne die Wiegeschlinge.

Da schwimmt er davon.

Mit größter Sorgfalt, Bedacht und Ruhe...