Freitag, 26. April 2013

Piraten

"Du kannst einen Menschen daran hindern, zu stehlen, aber nicht daran, ein Dieb zu sein."

Arthur Schnitlzer



Kurz wendete ich meinen Rücken dem Wasser zu und schon war es geschehen. Auch nach mehrmaligem Hinsehen konnte ich meine H-Bojen nicht mehr erblicken. 

Das gibt es doch nicht, Minuten zuvor ruderte ich noch über ein paar Krautlöcher um diese zu markieren, kaum war ich am Ufer zurück waren die Marker schon wieder weg. Schnell konnte ich auch schon die Diebe ausmachen. Ein paar Segler an diesem Gewässer dürften, sobald sie sich auf einem Boot befinden, wohl zu Piraten mutieren. Alles was nicht niet und nagelfest ist, wird mitgenommen. Treibende Flaschen werden hingegen komischerweise mit Ignoranz bestraft. Ganz kann ich deren Vorgehen nicht verstehen. Muss ich zum Glück auch nicht. Nach einigen Diskussionen mit den meuternden Matrosen ließ ich es gut sein, schließlich wollte ich mir den Tag nicht vermiesen lassen.


Die Montagen lagen gut und ich konnte es mir unter einem schattenspendenden Baum gemütlich machen. Mit den steigenden Temperaturen stieg auch der Bootsverkehr dramatisch an. Schnüre absenken war Pflicht, bei Kraut allerdings auch nicht gerade die optimale Lösung. 

Nach ein paar Stunden bekam ich auch schon den ersten Run. Schnell nahm ich die Rute auf und hoffte inständig, dass keiner dieser Piraten auf die Idee kommen würde, zwischen mir und meinem Gegenüber am anderen Ende der Schnur, durchfahren zu wollen. Unter massivem Druck schaffte ich es auch den Fische schnell unter meine Rutenspitze zu bringen. Dort kämpfte er im klaren Wasser und ich versuchten ihn davon abzuhalten zu nahe an meine andere Rute heranzukommen. Doch vergebens. Irgendwie schaffte es der Fisch, um die vom Absenkblei senkrecht nach oben stehenden Schnur herumzuschwimmen. Als ich sah, dass es auch noch ein wirklich guter Fisch war, wurde ich etwas angespannt. "Einfach nur die Ruhe bewahren", dachte ich. Zuerst klippte ich die Schnur der anderen Rute aus dem Absenkblei und dann wurden die Gerten so gedreht, dass die Schnur wieder frei war. Dass die nicht abgesenkte Leine nun auf der ganzen Länge auftreiben würde musste ich für den kurzen Zeitraum in Kauf nehmen. Kaum zog ich den Fisch über den Kescher, ertönte auch schon mein zweiter Bissanzeiger. Eine Freizeitmatrosin raste zielstrebig in meine Schnur und fing sie mit ihrem Elektromotor ein. Jetzt musste es schnell gehen. Den fisch hakte ich noch im Kescher ab und sackte ihn ein, um so schnell es ging bei der verwirrten Dame zu sein. Zum Glück konnte ich die Mono ohne gröbere Probleme aus dem Rotor befreien. Einige bange Minuten später konnte ich auch dann den schönen Spiegler ablichten.


Endlich schien es, dass die Fische richtig zu fressen beginnen würden. Das ließen mich zumindest die Rückstände der White Pineapple Boillies von Joker Baits, welche im Sack zu finden waren, hoffen. Mit einem guten Gefühl für die kommenden Stunden, band ich noch einige Rigs und genoss die Sonnenstrahlen. 


Die Fische rollten an meinen Spots und ich wusste, dass es an diesem Abend noch krachen würde. Keine Stunde verging und die Rolle glühte zum zweiten mal. Ein kleiner, aber feiner Schuppi landete auf meiner Abhakmatte.


Mit der einbrechenden Dunkelheit wurde das Wasser wieder ruhiger und ich wurde von weiteren Zwischenfällen mit Bootsfahrern verschont. Das Schnattern der Enten und die Geräusche der Bieber vermischten sich mit dem Lärm der City. Das war meine Einschlafmusik, welche sich noch weitere vier mal mit dem Dauerton meiner Bissanzeiger abwechseln sollte.



Für solche Fische lasse ich mir meine H-Bojen zwar gerne wieder stehlen, doch der Kampf mit den Piraten ist noch nicht geschlagen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen