Teil 1 - von Daniel Polsinger
Nach knapp drei Stunden Fahrt nahm uns unsere lokale Kontaktperson Johannes in Empfang, der uns schnurstracks ans Gewässer führte. Ich kann euch sagen, das war eine Pracht! Vor unseren Augen tat sich eine verwinkelte, etwa 100 Hektar große Schottergrube auf. Das tiefblaue, klare Wasser war ein Traum. Vom Grund her winkten große Krautfelder, in denen tausende Fluss- und Sonnenbarsche ihr Unwesen trieben. Drei Inseln durchbrachen die Wasseroberfläche und blasse Schemen ließen riesige Plateaus erkennen.

Einziger Negativpunkt: Der Befischungsdruck war zur Zeit unserer Ankunft enorm. Ich wollte gerade eine Montage an einem versunkenen Baum direkt vor unserem Swim ablegen, als ich eine H-Boje bemerkte. Ich blickte mich um, doch konnte nirgends einen Angler erkennen, dem sie gehören könnte. Also zog ich das vermeintlich vergessene Ding einfach raus und legte meine Rute ab. Gerade als ich nochmal hinfahren wollte, um ein paar Kugeln nachzulegen, kam ein Boot samt Insasse von einer Insel zu unserer linken auf mich zu.
"Heast, host du mein Marker ausazaht?", fragte mich der grimmige Kapitän.
"Des wor dei Marker? Is des dei Ernst?", fragte ich zurück, während ich versuchte, zu überlegen, wie der diesen Spot befischen konnte, schließlich lag zwischen seinem Angelplatz auf der Insel und dem mittlerweile entfernten Marker eine weitere kleine Insel. Nachdem mir der Hardcore-Umlenkungs-Hunter erklärt hatte, dass er hier eine Montage liegen hatte und ich hier gefälligst nicht fischen sollte - und das ca. 60 Meter direkt vor meinem Uferplatz - musste ich doch an seinen gesunden Menschenverstand appellieren.
"Sei mir net bös, aber du sperrst mit deiner Rute drei Uferplätze ab. Da kann niemand mehr fischen!"
"Erwortest jetzt von mir, dass i mei Montage ausazieh."
"Jo, schon, siehst eh, dass wir do zu zweit fischen wollen."
Irgendwie führte die Diskussion zu nix und ich verzog mich mit den Worten "Sehma eh, was passiert".
Doch die Partie auf der Insel ließ unerwarteterweise unendliche Gnade walten und verlegte die Rute tatsächlich. Jetzt hatten wir nur noch das Problem, dass die Typen auch drei Ruten direkt an unser Ufer gespannt hatten (!), was wir erst bemerkten, nachdem Johannes seine Montagen quer über die ihren ausgelegt hatte. Nach dem Motto "Sehma eh, was passiert" ließen wir diese aber erst einmal liegen.
Sonnenklar, dass eine der Uferruten unserer "Kollegen" abging und gleich mal zwei von Johannes Ruten ausknockte. Der Fisch hatte sich natürlich auch noch verabschiedet.
Also entschieden wir für die erste Nacht unsere insgesamt fünf Ruten alle in meinem Bereich des Swims zu verteilen, wo wir noch einigermaßen Platz hatten. Den einzigen Biss dieser Nacht erhielt Johannes, bevor er um ein Uhr morgens zur Arbeit aufbrechen musste, doch aus unerfindlichen Gründen riss das Vorfach und wir waren noch immer blank.
Teil 2 - von Johannes Braith
Mein Wecker, der auf 1:00 nachts gestellt war musste sich nicht die Mühe machen mich zu wecken, übernahm das schon der Delkim der von einem Biss an meiner Uferrute kundtat. Nach einem kurzen Drill war der Spuk aber auch schon vorbei, das Vorfach war durch. Verdammt! Naja, immerhin musste ich sowieso aus den Federn. Nach einem leisen Bad im See, um Daniel und Corinna nicht zu wecken, setzte ich mich ins Auto um für ein paar Stunden meinem Bürojob nachzukommen.
Daniel simste mir regelmäßig was sich am Wasser tat. Die Fische sprangen an unserem Platz, was mich sehr zuversichtlich stimmte, da es sich dabei um ein Schauspiel handelte, dass man an diesem Gewässer nicht allzu oft zu sehen bekommt. Leider wartete ich auf die erste Fangnachricht vergebens und machte mich nach vollendeter Arbeit wieder auf, um auch meine Ruten erneut auszulegen.
Am See angekommen schien es schon etwas ruhiger geworden zu sein. Die Hunter die uns am Vortag noch von unserer rechten Flanke aus zuspannten, waren verschwunden und so ergab sich ein großes Areal, welches am Vortag noch unerreichbar schien.
Im Eiltempo wurden die Ruten auf unterschiedliche Distanzen und Gewässertiefen verteilt. Ein Mix aus Boillies, Mais und Kichererbsen sollte die Fische an Ihren Zugrouten zum Fressen locken.
Während wir Abendessen kochten und etwas fachsimpelten, schien es so, als ob uns ein reger Westwind Gewitterwolken bringen würde. Die im Nu aufgebauten Shelters wurden aber nicht benötigt, denn mehr als ein paar Tropfen gab der Himmel nicht von sich.
Mit dem Wind und der Abkühlung meldete sich auch seit langem wieder ein Bissanzeiger zu Wort. Meine Rute die in ca. 180 Metern Distanz auf einem Plateau lag war die von Fortuna auserwählte. Polsi ruderte mit voller Kraft, durch die mittlerweile kniehohen Wellen dem Fische entgegen, während ich versuchte die Spannung nicht zu verlieren. Als der Fisch unter dem Boot war, neigte sich der Kampf auch schon dem Ende. Ein kleiner Spiegler landete in den Keschermaschen und wurde gleich im Wasser wieder vom Haken befreit.
Die Rute wurde in selbigem Atemzug abgelegt um gleich wieder Richtung Ufer zu fahren und uns somit eine Wegstrecke zu ersparen. Das war jedoch leichter gesagt als getan. Die hohen Wellen schnellten gegen den Bug des Bootes und machten uns das Vorankommen außerordentlich schwer. Völlig durchnässt kämpften wir uns durch die Wellen um nach einer schier endlosen Zeit wieder am Ufer anzukommen.
Genaues ablegen war unter diesen Bedingungen unmöglich, da uns die Wellen einen Schnurbogen zauberten mit dem eine Bisserkennung mehr als suboptimal gewesen wäre. Wir entschieden uns die Rute wieder einzuholen und mit einem Hinged Stiff Rig bestückt, direkt vor unseren Füßen im Kraut abzulegen.
Leider war es diesmal das nervige Piepsen meines Weckers und kein Dauerton der mich aus meinem Schlafsack schnellen ließ.
Frisch kultiviert und die Ruten eingeholt, ging es auch schon wieder schnurstracks zur Firma um wieder für ein paar Stunden das Angeln zu unterbrechen.
Ich freute mich jetzt schon auf den morgigen Tag, kündigte sich nicht nur von meiner Freundin Besuch an…
Teil 3 - von Patrick Wanhal
Am
17.08 starteten Roli und ich eine 2 tägige Session, die wir 2
Wochen vorher schon geplant hatten! Eigentlich meiden wir zu dieser
Jahreszeit dieses Gewässer, da es zu dann meistens überrannt ist und man
selten einen guten Platz bekommt. Trotz der enormen Größe von ca.
100ha, gibt es im Verhältnis nur eher wenige Plätze von denen man die
produktiven Spots anfischen kann, da diese Grube durchschnittlich
relativ tief ist!
Ich hatte im Vorfeld natürlich 3 Plätze ins Auge gefasst, von denen man
Plateau`s zwischen 2 und 8m anfischen könnte, jedoch teilte mir
Johannes mit dass diese schon besetzt sind. Eh kloa, jetzt musste ein
Plan B her, den gab es aber nicht, noch nicht! Leicht demotiviert
drehten wir eine Runde mit dem Schlauchboot und konnten so doch noch ein
Platzerl auf einer Insel finden, von dem ich zwar die Strukturen
kannte, von wo aus ich aber noch nie gefischt hatte.
Die produktiven Spots konzentrierten sich in diesem Bereich mehr in den
Randbereich, da es im Freiwasser durchschnittlich 15-20m hatte! Nachdem
das Zeugl aufgebaut war, zogen wir mit Echolot und Taucherbrille los.
Das erste was uns auffiel, war das enorme Aufkommen an Dreikantmuscheln,
was auf überdurchschnittliche Karpfen hindeutet. Bald waren für die 6
Ruten interessante Spots gefunden, die wir für geeignet hielten, wo wir
dann auch unsere Montage per Hand und Taucherbrille ablegten.
Den Spot, wo die Montage meiner linken Rute lag, hielt ich für besonders
gut! Dort fiel das Ufer sehr steil ab, bei 4,60m bildete sich jedoch
eine Stufe die ca. einen halben Meter breit war und aus Kies ohne
jeglichen Bewuchs bestand, rechts davon wucherte ein fettes Krautfeld.
Auf dieser Stufe legte ich meine Montage ab! Dieser Spot befand sich auf
160m. Die mittlere Rute lag in einer Tiefe von 2,5m in 250m, dort
fanden wir faustgroße Fraßlöcher von Karpfen. Die Montage der rechten
Rute legte ich auf einer Kante ab, die sich in einer Tiefe von 6,20m
befand.
Roli`s rechte Montage lag auf einem Schotterrücken in
4,70m Tiefe, dieser war ca. 7m vom Ufer entfernt. Die Mittlere und Linke
wurden auf einem Plateau in einer Tiefe von 5,40m abgelegt, eine direkt
drauf, die andere am Fuße des Plateau`s, dort hatte es 7,90m.
2
meiner Ruten wurden mit Mais beködert, da der Großteil der Angler dort
nur mit Kugeln fischt, wollte ich eben was anderes machen. Die Dritte
mit einem Bananen Boilie, mit dem ich auf der Donau dieses Jahr
überdurchschnittlich gut gefangen hatte!
Roli setzte nur auf Kugeln. Lange tat sich absolut nichts, nicht mal ein
Piepser! Nach knapp 13 Stunden sagte ich zu Roli; „oida, jetzt warads
boid amoi Zeit fia an Drucker“! Ich hatte diesen Satz nicht mal fertig
ausgesprochen, meldete der Bissanzeiger meiner linken Rute, die die auf
der Stufe vor dem Krautfeld lag, einen Fullrun!
Nach dem Anschlag
sprangen wir sofort ins Boot und fuhren meinem Gegenüber behutsam mit
gespannter Schnur entgegen! Als ich dann endlich über ihm war, wollte er
immer wieder in die Tiefe doch nach ein paar Minuten gab er sich
geschlagen.
Einfach nur geil wenn man einen Blick über den Rand
des Schlaubootes wirft und schon in 5m Tiefe das erste Mal den Fisch zu
Gesicht bekommt!! Nach der Landung lag ein makelloser Schuppi mit
14,30kg vor mir, ein herrlicher Anblick war das!
Einige Stunden später brachte wieder derselbe Spot einen Run, diesmal war es ein kleiner Spiegler mit geschätzten 3-4kg.
Den
nächsten „Drücker“ bekam Roli. Wieder ein wunderschöner Schuppenkarpfen
von ca. 7kg! Auch dieser bescherte ihm einen tollen Drill. Nach einem
kurzen Fotoshooting wurde auch Dieser, genauso wie die anderen Beiden,
wieder zurückgesetzt.
Am 2ten und letzten Tag unseres Kurztrips konnte ich nur mehr einen
Schuppi von ca. 6kg landen, aber was will man mehr, für dieses Gewässer
war das für uns ein guter Erfolg!!
Teil 4 - von Johannes Braith
Für die äußerst hohen Tagestemperaturen um die 30° wurde es in der Nacht
mittlerweile richtig angenehm kühl. Dieser Temperatursturz animierte
die Rüssler leider nur mäßig, Fischaktivitäten blieben fast zur Gänze
aus. Als doe Sonne langsam verwschwand war es aber soweit und eine
meiner Ruten pfiff ab. Die Montage lag auf einem mächtigen Plateau,
welches an seiner höchsten Stelle gerade 80 cm unter der
Wasseroberfläche lag. Der Fisch zog so schnell er konnte ins Freiwasser
und konnte sich dabei leider befreien. Ziemlich bitter. Man hockt
nächtelang an steinigen Ufern und wartet innständig auf ein
Lebenszeichen der Bissanzeiger und wenn es soweit ist kann man die
Aktion nicht verwerte und weiß nichteinmal so genau warum. Zum Trost
wurden wir zumindest mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang belohnt.

Am frühen Morgen wurde ich von Anna geweckt, als sie am See ein
Schlauchboot erblickte, welches direkten Kurs auf unsere Insel nahm. Es
waren Patrick und Roli, die mitsamt ihrem Tackle auf der Gummiwurst
Platz fanden um überzusetzen.
Auch ihre Nacht verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Wir plauderten
noch über dies und das bevor für die beiden die Session endete und sie
den Heimweg antraten mussten.
Die Zeit am Wasser vergeht einfach
immer viel zu rasant. Da waren Daniel und ich uns einig. Fünf Tage
hatten er und Corinna nun mir und meinem Hausgewässer einen Besuch
abgestattet. Es war eine schöne und aufschlussreiche Zeit, die zwar
wenig Fische brachte, aber durchaus als Erfolg zu werten war. Es ist
immer positiv wenn wir Karpfenverrückten an einem Strang ziehen um
gemeinsam unser wunderschönes Hobby auszuüben.
Der Startschuss
zur großen Schlepperei knallte mir schon durch meine Gehirnwindungen und
sobald ich den mühsamen Gedanken des Zusammenpackens fertig denken
konnte saßen wir auch schon im Schlauchboot um von der kleinen Insel zum
Festland überzusetzen.
Daniel und Corinna hatten noch einen weiten
Weg vor sich und so trennten sich am Vormittag, nach einem wirklich
gelungene Wochenende, unsere Wege.
Anna und ich entschieden uns
den Sonntag noch am Wasser zu verbringen. Wir wollten, solabge es geht,
der von Hitze verpesteten Stadt fernbleiben und den Tag gemütlich
ausklingen lassen. Wir saßen am Ufer, tratschten und spielten Karten.
Natürlich konnte ich es nicht unterlassen nebenbei noch die Ruten
auszulegen.
Die Montagen wurden in Ufernähe an markanten Spots abgelegt und punktiert mit etwas Futter beworfen.
Die
Nachtmittagsstunden verging wie im Flug und wir genossen die
Zweisamkeit am Wasser. Als ich nicht einmal im entferntesten mehr an
meine Ruten dachte, klatschte einer der Bobbins mit voller Wucht gegen
meinen Rutenblank und gab das Startkommando zu einem Dauerton wie er im
Buche steht.
Die Spielkarten, welche ich in der Hand hielt,
wurden in Lichtgeschwindikeit zur Nebensache. Mein Puls stieg in einer
Sekunde auf die andere um ein gefährliches Ausmaß an. Ich konnte es
nicht glauben, dass ich im Schlauchboot saß und das Schnurende
beobachtete, welches mir die Schwimmrichtung des Fisches anzeigte. Der
Fisch zog tiefe Bahnen und machte es mir schwer ihn von den
Muschelkanten fernzuhalten. Allzu oft musste ich es miterleben wie die
chitingestählten Muschelkanten meine 60er Schlagschnur durchtrennten.
Also volles Risiko und den Druck erhöhen. Die Bremse wurde zugedreht und
der Fisch an die Wasseroberfläche gepumpt. Ein ausgesprochenes
Kraftpaket landete auf der Abhakmatte und meine Freude war riesengroß!
Manchmal läuft es wirklich verrückt. Da sitzen zwei Angler tagelang mit
sechs Ruten am Wasser und werden von den Karpfen nichteinmal ignoriert.
Und dann kommt der so unverhoffte Fisch gerade dann wenn man ihn am
wenigsten erwartet. Vielleicht macht das die ganze Sache aber dadurch so
spannend.
Nach ein paar Fotos landete der unversehrte Fisch
wieder in seiner Heimat. Nun war es auch für Anna und mich an der Zeit
in die Stadt zurück zu fahren.