Mittwoch, 26. September 2012

Zweifel

Der Zweifel, zeugt den Zweifel an sich.

Franz Grillparzer


Mit der linken Hand versuchte ich mein Schirmzelt in der Mitte zu fixieren, um mit der Rechten die Banksticks in den Boden zu rammen. Der Wind ließ den Regen in einem undankbaren Winkel genau in mein Gesicht schnellen und mein Gewand war komplett durchnässt. Als das Zelt halbwegs stand, versuchte ich im Schein meiner Stirnlampe meine restlichen Ausrüstungsgegenstände ins Trockene zu bringen.

Als ich gegen 2 Uhr triefend nass in meinem Unterschlupf hockte, kamen mir die ersten Zweifel. Warum sitze ich hier auf einer kleinen Insel an einem über hundert Hektar großen Gewässer und friere? Mache ich das nur um vielleicht einen Karpfen zu fangen oder sollten es doch andere Gründe sein? Ich konnte das zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht beantworten.

Kurz zuvor lag ich noch auf meinem Bedchair unter klarem Himmel und konnte ein paar Sternschnuppen beobachten. Da ich mein wasserdichtes Bedchaircover über meinen ganzen Körper und den Kopf zog, merkte ich den Regen erst, als sich allmählich Lacken auf den Unebenheiten der Schlafsackoberseite bildeten und ihren Weg in das Innere suchten.

Hundemüde und ohne einen einzigen Biss an meinen Ruten fand ich langsam Schlaf.

Als ich am darauffolgenden Morgen erwachte, schien es, als ob kein Tropfen gefallen wäre und den Temperaturen der letzten Tage kein Abbruch getan wurde.


Ganz verstand ich das nicht, aber ich konnte es sowieso nicht ändern. Ich genoss die wärmenden Sonnenstrahlen und benutzte sie auch um meine Sachen zu trocknen.


Während ich versuchte die aktionlosen, vergangenen Tage in meinem Kopf zu ordnen, meldete sich einer der Delkims. Ich hob ab und ruderte unter Spannung dem Fisch entgegen. Die Bisse kamen jetzt schon tiefer als noch vor einigen Tagen. Der Fisch nahm den Köder auf einem neun Meter tiefen Plateau. Nach einem spannenden Kampf und ein paar Fotos durfte der Rüssler auch schon wieder in sein Element. Anhand dieses Glücksgefühles wusste ich wieder warum ich hier war.



Mit einem Fisch am Konto und großer Vorfreude über das Videomaterial meiner Unterwasserkamera, trat ich die Heimreise an.




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