Dienstag, 10. Juli 2012

Aller schlechten Dinge sind Drei


>> Wenn ihr euer eigenes Leiden nicht eine Stunde auf euch liegen lassen wollt und immerfort allem möglichen Unglücke von ferne her schon vorbeugt, wenn ihr Leid und Unlust überhaupt als böse, hassenswert, vernichtungswürdig, als Makel am Dasein empfindet: nun dann habt ihr im Herzen die Religion der Behaglichkeit. Ach, wie wenig wisst ihr vom Glücke des Menschen, ihr Behaglichen… -denn das Glück und das Unglück sind zwei Geschwister und Zwillinge, die miteinander groß wachsen oder, wie bei euch, mit einander – klein bleiben! <<
Friedrich Nietzsche

Der Delkim machte drei Piepser und die Rute knallte vom Bankstick auf den Boden. Sofort nahm ich die Angel in die Hand und ging gefühlvoll ein paar Schritte zurück, um den Fisch vom Hindernis wegzuziehen. Die Rolle knarrte und der Karpfen zog trotz geschlossener Bremse unbeirrt in die Richtung des versunkenen Baumes. Die Uferböschung ließ es nicht zu, dass ich noch etwas zurückgehen konnte und der Fisch war schon direkt vor dem Totholz. Ich riskierte alles und versuchte dem Fisch noch mehr Druck zu machen. Doch vergebens, der Karpfen saß bereits fest. Schnell fuhr ich mit dem Schlauchboot zu dem Baum und hoffte, dass der Fisch noch hängen möge und meine Schlagschnur den Kampf überleben würde. Angekommen sah ich den Fisch in 3 Metern Tiefe zwischen dichtem Geäst regungslos verharren.


Geistesabwesend befestigte ich das Boot und sprang samt Angel in das Wasser. Ich tauchte zum Schuppenträger hinab um Ihn zu befreien und den Drill fortsetzen zu können. Doch Sekunden bevor ich den Ast erreichen konnte an dem er hing, konnte er sich selbst loslösen. Leider ohne meine Schnur. Ich tauchte auf und noch bevor ich wieder Luft holen konnte fluchte ich so laut, dass es nur so über den See schallte. Was für ein Fisch, der größte den ich an diesem See je sah. Ich konnte nicht glauben was gerade passiert war.
Ich tauchte nochmals in die Tiefe und brach den Ast ab, um welchen noch immer meine Schnur gewickelt war. Mit Ast, Rute und Schlauchboot im Schlepptau schwamm ich zurück zu meinem Swim. Dort angekommen traute ich kaum meinen Augen. Die Schlagschnur sah zwar sehr mitgenommen aus, war aber nicht gebrochen. Am Ende der Schnur war noch immer der Karabiner des Vorfaches. Der Schlaufenknoten musste aufgegangen sein. Ich wusste nicht wie ich diese Wut artikulieren sollte. Also beschloss ich so schnell wie möglich meine Montage erneut auszubringen, blieben mir doch nur noch 6 Stunden bis ich wieder im Büro sitzen musste.

Als die Ruten wieder draußen waren und ich mit durchnässter Kleidung in meinem Bedchair lag begann es auch noch zu regnen. Da ich unmittelbar vor Hindernissen fischte, lag ich, um rasch reagieren zu können, mit meiner Liege direkt neben den Ruten. Ein Brolly hatte hier keinen Platz. Immerhin konnte meine Kleidung nicht noch nasser werden. Der Frust über den verlorenen Fisch machte aber meinen Willen, nicht aufzugeben noch stärker.
 Ich harrte aus und lauschte in die Nacht. Die Geräusche des Regens und der Nutrias wurden Unterbrochen als ich erneut einen Biss an einer Rute bekam. Ich hatte Kontakt zum Fisch und machte von Anfang an Druck, was auch gut funktionierte. Nach 5 Minuten, ich dachte bereits daran wo meine Kamera verstaut war, kurbelte ich plötzlich nur mehr die schlaffe Schnur gen Ufer. Der Fisch war ausgeschlitzt. Voller Zorn legte ich die Rute nicht erneut aus und wollte mich die letzten Stunden nur mehr in meinen Schlafsack verkriechen. Es vergingen keine zwanzig Minuten bis ich wieder Fischkontakt hatte. Das Adrenalin schoss mir durch die Venen und ich konzentrierte mich, den Fisch behutsam aus der Gefahrenzone zu bugsieren. Dann geschah, was kommen musste, der Fisch stieg erneut aus. Ich kochte vor Wut und gab tausend Dingen die Schuld an meinem Scheitern. Den Haken, dem Line Aligner, dem zu schweren Blei, der Schnur und schließlich mir selbst. 

„Aller schlechten Dinge sind Drei“, schoss mir durch den Kopf und ich musste etwas schmunzeln.
Sind es auch negative Erfahrungen die wir beim Fischen machen, so sollten wir auch diese schätzen lernen. Machen doch sie den Reiz und die damit verbundene Freude aus.
In diesem Sinne, tight lines!

2 Kommentare:

  1. Seit es mir selbst passiert ist, sag ich es immer wieder: Bindet keine Schlaufenknoten, die Dinger reißen!!! Und lass mich raten: Der aufgebogene Haken war ein Teflonmodell, oder? Ansonsten kenn ich das mit dem (große) Fische verlieren nur allzu gut. Man könnte dabei aus der Haut fahren!

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  2. Habe jetzt erst gesehen, dass du mir geschrieben hast :)

    Ja die Schlaufenknoten sind ein Witz! Jap, war ein Teflonhaken... Man macht eben seine Erfahrungen...

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