Montag, 30. Juli 2012

Beisammensein


Schön ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz schlägt ruhig.
Kurt Tucholsky

Über vier Jahre musste ich mich in meiner Überredungskunst üben um Anna davon überzeugen zu können ein paar Tage mit mir am Wasser zu verbringen. Das Glänzen in meinen Augen, als sie von sich aus vorschlug das kommende Wochenende fischen zu gehen, konnte sie, denke ich, nicht übersehen. Wusste sie doch genau wie viel Energie und Leidenschaft ich mittlerweile in die Befischung der Rüsselfische aufwendete.
Die Tage des Wartens zogen sich ins unermessliche, konnte ich es kaum erwarten mit meinem Schatz zwei Tage in der Natur zu verbringen. Mittlerweile merkte ich, wie sich Anna´s anfängliche Ablehnung in Vorfreude umwandelte. Die Tatsache, dass wir gemeinsam eine Auszeit vom Alltag nahmen wurde ihr immer bewusster.
Endlich war es so weit und wir saßen im Auto und rasten dem Stadtlärm davon. Mit jedem Kilometer den wir auf der Autobahn zurücklegten, merkte ich wie sich die Entspannung in meinem Körper breitmachte.
Am See angekommen visierte ich sofort einen schönen geräumigen Swim an, musste aber leider feststellen, dass dieser bereits belegt war. Ich machte einen Blick über die Uferböschung und konnte einen Bekannten, den ich voriges Jahr am Po kennenlernte, erkennen. Nach einem netten Gespräch, teilte er uns mit, dass er den Platz sowieso über die nächsten zwei Tage verlassen will und wir ihn gerne übernehmen können.

Viel besser konnte es nicht beginnen, ist es an Sommerwochenenden an diesem See wirklich schwierig einen guten Platz zu ergattern.
Während ich das Camp aufbaute und die Ruten auslegte, machte es sich Anna in der Sonne gemütlich. Zwischendurch wurde das Vogelgezwitscher durch ein leises Lachen unterbrochen, da es Anna amüsierte wie viel „Klumpat“ ich mit ans Wasser schleppte.

Die Ruten waren draußen und wir konnten bei einem schönen Abendessen und einer Flasche Cider etwas plaudern und die Zeit genießen. Das Fischen wurde zur Nebensache,  genoss ich die Zeit mit einem Menschen den ich liebe, ohne durch äußere Einflüsse abgelenkt zu werden.
Zu meiner Verwunderung ließen uns die Blutsauger in Frieden und so konnten wir die Nacht unter freiem Sternenhimmel verbringen. Die hitzegeschwängerte Nacht brachte keinen Fisch, ich denke aber, dass es für meinen Delkim gesünder war Anna nicht zu wecken.

Zeitig in der Früh, nach Sonnenaufgang, wurde es bereits so unerträglich heiß, dass an Fischen nicht zu denken war. Wir verbrachten die Zeit im Wasser oder im Schatten.

Am Nachmittag konnten wir Regenwolken am Himmel ausmachen, die vom Westen direkt auf uns zusteuerten. Schnell wurde das Brolly aufgespannt und alles verstaut. Kaum hatte ich die letzte Tasche unter das Zelt gestellt, hörte ich den ersten Donnerschlag.
Wir verkrochen uns in unserem Unterschlupf und lauschten dem Lied des Regens. Der Wind peitschte die Wellen über den See, Donner machte sich breit und die Blitze taten ihr übriges zu der mystischen Stimmung.
Mit dem Unwetter kamen auch die Fische auf den Futterplatz, nahe dem Ufer. Mit den ersten Regentropfen hatte ich den langersehnten Biss. Leider stieg der Fisch nach kurzem Drill aus. Völlig durchnässt musste ich mir nicht erst die Regenjacke anziehen als kurze Zeit später der Bobbin gegen den Rutenblank geschleudert wurde. Diesmal hing der Fisch und ich konnte ihn problemlos heranpumpen. Anna war mir eine große Hilfe und kescherte den Fisch wie ein Profi. Im Schein der Stirnlampe konnte ich erkennen, dass es zwar wieder kein Riese war, aber dafür ein umso schöneres Exemplar.

Die weiteren Nachtstunden vergingen ohne einen dritten Biss und der Morgen brachte wieder die Sonne zum Vorschein. Wir legten unsere Sachen zum Trocknen in die Wiese und frühstückten bevor wir wieder die Heimreise antraten.
Ein unglaublich schönes Wochenende neigte sich dem Ende zu und ich war mir sicher, dass es wohl nicht Anna´s letzes am Wasser war!
Tight Lines, Johannes

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